Planungsstopp: Stadt, Stadtwerke Ahlen und Deutsche GigaNetz legen Kooperationsvereinbarung zum Glasfaserausbau auf Eis
Fortgeschrittene Vermarktung eines Wettbewerbers würde zu Doppelausbau führen
Die für den Herbst 2023 angekündigte Kooperationsvereinbarungen, zwischen der im westfälischen Münsterland gelegenen Stadt Ahlen, deren Stadtwerke und der Deutschen GigaNetz GmbH, sollte das Ziel haben, ein flächendeckendes Glasfasernetz für die gesamte Kommune aufzubauen, das sowohl den Stadtkern als auch dessen Randgebiete gleichermaßen abdeckt. Damit wäre das Projekt der Deutschen GigaNetz eine der größten privatwirtschaftlichen Investitionen der vergangenen Jahrzehnte in Ahlen geworden. Hierbei sollten insbesondere bereits vorhandene Infrastrukturen und Kundenbeziehungen der Stadtwerke Ahlen mit berücksichtigt werden, um ein abgestimmtes Vorgehen zu ermöglichen und Baubelastungen minimieren zu können. Alle Bürgerinnen und Bürger der Kommune sollten davon partizipieren – und von den Vorteilen der Glasfaser-Technologie profitieren, wie schnelles Internet, reibungslose Video-Telefonie, hochwertiges Streaming, Telemedizin, Gaming und KI-Anwendungen. Geplant war der homogene, einheitliche Gesamtausbau eines Glasfasernetzes. Zu dieser Kooperation und dem daraus folgenden eigenwirtschaftlich finanzierten Netzausbausbau durch die Deutsche GigaNetz wird es nun vorerst nicht kommen.
Ein wesentlicher Grund für den frühzeitigen Projektstopp ist, laut Wolfram Thielen, Geschäftsführer und Mitgründer der Deutschen GigaNetz, die fortgeschrittene Vermarktung und jüngst getätigte Ankündigung des Netzausbaus durch einen Wettbewerber: „Gemeinsam mit den Stadtwerken Ahlen und der Stadt Ahlen haben wir uns nach reiflicher Überlegung dazu entschlossen, die bereits unterschriftsreifen Vereinbarungen bis auf Weiteres ruhen zu lassen. Denn: Weder aus volks- noch aus betriebswirtschaftlicher Sicht macht es Sinn, einen Doppelausbau von zwei Glasfasernetzen voranzutreiben. Wir halten klar an unserer Strategie fest, keine Glasfasernetze von Wettbewerbern zu überbauen, um unnötigen Ressourcenverbrauch zu vermeiden. Deshalb sehen wir uns leider gezwungen, uns vorerst zurückzuziehen. Denn: Jede Kommune braucht grundsätzlich immer nur ein Glasfasernetz. Alles andere ist kontraproduktiv auf dem Weg zu einer flächendeckenden Glasfaserinfrastruktur, die Deutschland dringender denn je benötigt.“
Thielen bedauert den Rückzug der Deutschen GigaNetz sehr, denn in den vergangenen Wochen und Monaten sei viel Herzblut von allen Beteiligten in das geplante Infrastrukturprojekt geflossen: „So sehr wir uns auf die Partnerschaft mit den Stadtwerken Ahlen, der Stadt Ahlen und mit den Bürgerinnen und Bürgern der Kommune gefreut haben, so müssen wir leider eingestehen, dass eine umgesetzte Realisierung zum Zeitpunkt der Ausbauankündigung der E.ON-Tochter Westconnect für Anfang 2024 zu einem Doppelausbau führen würde. Wir bedanken uns für die konstruktive Zusammenarbeit mit allen lokalen Gewerken sowie der Politik und wünschen den Einwohnerinnen und Einwohnern von Ahlen, dass ihr Wunsch nach einem flächendeckenden Glasfasernetz für die ganze Kommune im Jahr 2024 umgesetzt wird.“
Auch Andreas Damm, Regionalleiter Süd bei der Deutschen GigaNetz, zeigt sich enttäuscht darüber, dass die Kooperation nicht wie anvisiert umgesetzt werden kann: „Eine flächendeckende Glasfaserversorgung ist elementar für die Kommune der Zukunft. Nur mit dieser Grundlage können die zahlreichen Vorteile der Digitalisierung von den Bürgerinnen und Bürgern auch genutzt werden. Gerne hätten wir diesen Weg partnerschaftlich auf Augenhöhe und unter Nutzung vieler Synergien beschritten. Unter den geänderten Rahmenbedingungen ist die Kooperation jedoch nicht zielführend im Sinne der bundesweiten Digitalisierung. Es ist nun abzuwarten, ob E.ON ihr Ausbauversprechen für ganz Ahlen in 2024 einlöst.“